Jugend 2018: Ohne Handy geht nichts. Machen wir doch ’ne App dafür!

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In letzter Zeit musste ich erleben, wie ratlos die Jugend heutzutage ist, wenn das Handy den Geist aufgibt, der Akku versagt, keine PowerBank oder Steckdose in der Nähe ist, der Empfang gestört oder das Internet schlicht nicht erreichbar ist. Ganze Teenie-Partys versinken in grenzenloser Langeweile, wandeln sich im schlimmsten Fall in kollektive Depression. Das muss geändert werden. Mit einer App. Logisch.

Vor gut drei Wochen habe ich mich gefühlt als sei ich wieder 15, als ich mich auf einer Geburtstagsfeier des Sohnes von Freunden befand. Während die Eltern das Wohnzimmer besetzten, saß der pubertäre Zündstoff im Partykeller und löschte brutal die Party aus Partykeller.

Partyspaß? Ohne Empfang?!

Was war passiert? Es erschien mir doch irgendwie seltsam, dass man im Wohnzimmer zwar hier und da wirre Geräusche vernehmen konnte, die 15-Jährige heute zuweilen als Musik bezeichnen, aber an meine Jugend erinnerte mich das Ganze so überhaupt nicht. Ich entschied mich dazu, die ohrenscheinliche Höhle der Sittlichkeit aufzusuchen. Als ich die Tür öffnete, gab es da doch diese eine Erinnerung aus meiner Jugend. Binnen weniger Sekunden stiegen mir mindestens neun verschiedene, stark übersodierte Mädchen-Parfums und sechs verschiedene Axe-Duftnoten in die Nase. Olfaktorischer Overkill! Leider war's das dann auch schon mit Erinnerungen, denn als ich in den Raum schaute, blickten mich ca. 15 leere, hoffnungslose, blasse Gesichter an. Erst bei einem lauteren „Mahlzeit! Seid ihr hier brav? Und... wenn ja, ... warum?!“ regten sich vereinzelt Mundwinkel. Ich zog den Protagonisten des Abends zur Seite und fragte, ob Unmut herrschte. Verzweifelt stieß er ein: „Tja, Keller halt.“ aus und ergänzte: „Kein WhatsApp, keine Games, kein Spotify.“ So weit ist es also gekommen. Die Verfügbarkeit des Handyempfangs bestimmt die Güte einer ganzen Party. Frage am Rande: gibt es eigentlich noch Diskotheken? Zu meiner Zeittm – wir nennen beschämt das Jahr 1996 – gab es a) keine Privatpersonen, die ein Handy besaßen und b) kam auch zwei Jahre später, nach der Erhebung des Handys zur Salonfähigkeit in Form von Nokia 3210 und Alcatel One Touch Easy, niemand auf die Idee, damit bei Partys oder in der Disko zu hantieren, um sich die Laune zu verhageln, wenn der Empfang weg war. Für Snake brauchte man keinen Empfang. Wer das aber tat, antwortet heute auf die Frage, ob er verheiratet ist mit einem weinerlichen Seufzer. Der Empfang jedenfalls war damals übrigens so gut wie immer weg…

Sei’s drum. Ich fragte den Kurzen, warum man denn nicht irgend etwas spiele. „Spielen?, sagte der adrett vergelklebte Filius mit ernüchtertem Blick, Alter, sind wir Babys?!“ Eine nette, junge Dame schloss sich der Häme an und erweiterte: „Ja, voll. Vielleicht Reise nach Dings…? Wie heißt das?“ „Jerusalem!", klärte ich auf, „Die Reise nach Jerusalem.“

Als ich in eurem Alter war

Ich entschied mich nicht bewusst für den nachfolgenden Satzanfang und merkte erst, bereits sprechend, dass ich spätestens jetzt alt geworden war: „Als ich in eurem Alter war…“ – wenn Synchron-Die-Augen-Verdrehen eine Sportart ist, wohnt der Mannschafts-Weltmeister in Herne-Eickel - „haben wir, bevor es Alkohol gab, auf Partys die heißesten Dinge getrieben. Anfassen, knutschen, kitzeln, streicheln, peinliche Fragen beantworten… alles durcheinander… jeder mit jedem.“ Die Augenpaare wurden größer, ein Junge in der Ecke hatte sich dazu entschlossen, Panik als Gesichtsausdruck neu zu definieren.

„Keine Sorge, ihr sollt hier nicht eure Jungfräulichkeit verlieren!“ – schallendes Gelächter, einer brüllt: „Haha, geht nicht mehr!“ – ich schätze ihn auf 13. „Ihr sollt einfach ein wenig kreativ sein. Schnappt euch von mir aus Bierdeckel. Schreibt alle Körperteile auf – jeder Körperteil, der euch einfällt, auf einen Bierdeckel – und macht das Gleiche mit Tätigkeiten. Was gibt's da alles? Küssen, beißen, kneifen, streicheln... und was euch sonst noch so einfällt... und legt eine Flasche auf den Tisch.“
„Wir dürfen nicht trinken!“, schrillt von strebsam aus der ersten Reihe aus einem Mund, der einem jungen Mädchen gehörte, die die Sache wahrscheinlich noch mit 30 so sehen würde. „Ihr sollt nicht saufen, ihr sollt die Flasche drehen. Und auf den die Flasche zeigt, der muss aus jedem Topf Bierdeckel ziehen und die Kombination laut vorlesen.“

Nix könnse alleine. Ganix!

Nach wie vor blickte ich in eher semi-begeisterte Gesichter. Auch als ich die Bierdeckel auf den Tisch legte, einem Mädchen einen Kugelschreiber reichte und sie zur Schriftführerin ernannte, war das Zögern groß. Ich sagte: „Hier, schreib da ‚Po‘ drauf.“ Und plötzlich, noch bevor das arme Ding mich erschrocken ansah, passierte etwas Eigenartiges. Von überall her flogen Bierdeckel, die Jungs brüllten „Titten“ oder „lecken“, fummeln, während manch junge Dame verschüchtert „Schreib mal streicheln“ oder „massieren“ kicherte. Natürlich gibt es auch heute noch immer den einen Kerl, der sich auf die Seite der Mädels schlägt und mit Vorschlägen wie „sanft berühren“ aufwartet. So einen hatten wir auch. Erste Freundin mit 15, Traumpaar der Schule, selbe Frau mit 19 geheiratet, mit 22 geschieden, Erzieher. Aber zurück:
Schnell waren vier Schüsseln aus der Küche besorgt und die entsprechenden Töpfe längs auf dem großen Tisch in der Mitte aufgestellt. Das Geburtstagskind begann, zog wild wühlend vier Bierdeckel, las still die Kombination, klatschte seine Hand auf den Schenkel und rief, schallend lachend: „Dennis muss Lena den Hals küssen.“ [Namen geändert].
Der gefühlt 13-Jährige, der übrigens in Wahrheit bereits fast 16 war und eben noch Gorilla-artig seine bereits vergebene Jungfräulichkeit mitteilen musste, wurde rot. Sehr, sehr rot.

Und er sah, dass es gut war...

Mit diesem Gedanken verließ ich den Raum, wünschte allseits viel Spaß und begab mich wieder ins Wohnzimmer zu den anderen Eltern. Es dauerte nur wenige Minuten, bis in beinahe gleichmäßigen Abständen Ohren betäubendes Gelächter und Gegacker die Kellertreppe hinaufeilte. Die Mutter des Geburtstagskinds fragte, sichtlich besorgt: „Du hast denen doch nichts zu trinken gegeben?!“ Ich verneinte und antwortete beruhigend: „Keine Sorge, die trinken nur Cola und Wasser. Kannst du mir aber mal erklären, warum euer Sohn Flaschendrehen nicht kennt?“ „Warum sollte er das nicht kennen?“, fragte sie verwundert, „Das haben wir hier schon alle gemeinsam gespielt. Und das schon seitdem er noch ganz klein war. Natürlich kennt er Flaschendrehen!“ Ich wunderte mich ein wenig, musste aber an die aufgerissenen Augen denken, die ich dort unten gesehen hatte. Ich fragte nach: „Sag mal… wie spielt ihr das denn?“ Sie wurde ganz nervös vor Verzückung. So, als würde sie mir gleich erzählen, wie unglaublich schön der Tag war, als sie zum ersten Mal die Sonne gespürt hatte. „Das ist immer total witzig. Wir drehen und auf wen die Flasche zeigt, der muss dann z. B. abends die Spülmaschine ausräumen oder nach der Schule staubsaugen oder so. Natürlich sind auch Mama und Papa manchmal dran. Wir müssen dann Eis oder Chips vom Einkaufen mitbringen – was einem eben so einfällt.“
Mir wurde schlagartig klar, dass der arme Junge definitiv Flaschendrehen nie kennengelernt hatte.

Mehr Töpfe!

In diesem Moment stürmte dieser auch sogleich ins Wohnzimmer. Verschwitzt, hektisch, mit trockenem Mund, aber über das gesamte Gesicht strahlend, stotterte er seine Mutter an: „M-M-MMama, haben wir noch die große Picknickdecke?“ Mutti antwortete: „Klar, die ist oben im Schrank. Aber draußen regnet’s – versaut mir die nicht!“ Ich fragte: „Was wollt ihr denn im Keller mit einer Decke?“ Er kam näher an mich ran, kicherte wie ein kleines Mädchen und sagte: „Wir haben gerade einen fünften Topf gemacht. Da sind jetzt Orte drin. ‚Unter der Decke‘ kam gerade rein.“ Mit einer Mischung aus leichter Besorgnis und Stolz dachte ich, hier einen klassischen Fall von That escalated quickly zu erleben.

Gibt's da 'ne App?

Während sich im Keller das Gelächter nicht mehr einzukriegen vermochte, endete schon bald unser Anstandsbesuch und wir traten die Heimreise an.

Etwa eine Woche später erreichte mich eine WhatsApp Nachricht der Mutti mit dem Inhalt: „Hab‘ im Keller über 40 Bierdeckel und Zettel gefunden, auf denen Sachen wie ‚hauen‘, ‚Brüste‘, ‚Arsch‘, ‚küssen‘, ‚lecken‘, ‚hinter der Kellertür‘ oder ‚zwischen den Beinen‘ stehen. Mein Sohn sagt, das war deine Idee??? Was soll das sein?!“

Ich antwortete: „Nein, nein! Lass dir das mal schön von deinem Sohn erklären. Und...Viel Spaß... beim nächsten Flaschendrehen.“

Keine Sorge, an dieser Stelle sei erwähnt, dass Mutti keine schrille Schrippe ist und das Ganze dann auch ziemlich witzig fand. Immerhin hatte sie Zettel und Bierdeckel im Keller gefunden und keine benutzten Kondome unter der Picknickdecke...

Man muss in der heutigen Zeit also zwei Dinge erkennen:

  • Die Jugend lässt tatsächlich zu, dass sich ihr Wohlbefinden am Ladezustand ihres Handys oder dem Empfang ausrichtet.
  • Man kann sich darüber aufregen und den Kopf schütteln oder man entscheidet sich, nicht genauso zu sein wie die eigenen Eltern damals und akzeptiert dies einfach – wohl jedoch mit einer entsprechenden Unterstützung.

Ich habe mich für Variante 2 entschieden und Sohnemann gefragt, wie er es fände, wenn es nach diesem Schema eine App gäbe. Eine Kombination aus Flaschendrehen, Wahrheit oder Pflicht und dem aktuelleren Hit „Ich habe noch nie...“. Nach Recherchen im App Store stießen wir auf einige Apps. 95% mit Werbung oder In-App-Käufen – wenig Vollwertige für kleines Geld und ohne Zusatzkosten. Wenn es etwas gab, dann eine rotierende Flasche für einen Euro oder eine Art Wahrheit oder Pflicht im Design von 2008 mit eher langweiligen Standards.

Nun bin ich ja seit dem vergangenen Oktober unter die App Entwickler gegangen…
Den Rest kann man sich dann wohl denken. In Abstimmung mit Teilen seines Ferundeskreises und ihm ist meine dritte App entstanden, die für kleines Geld, ohne Werbung und – janz wischtisch – ohne Bedarf einer Internetverbindung verfügbar ist. Menoshy hab‘ ich sie genannt und sie befindet sich jetzt gerade bei Apple zur finalen Prüfung. Berichten zufolge verlief der Beta-Test im Rahmen einiger Partys und während der ersten warmen Tage auf der Parkwiese sehr laut, lustig und hin und wieder peinlich.

Sobald die App verfügbar ist, gibt es hier im Blog mal wieder ein paar kostenlose Keys für Interessierte und natürlich den direkten Link zum App Store. Die App erscheint übrigens direkt auf deutsch und kann in Echtzeit auf englisch umgestellt werden. Außerdem werden Mitmenschen gleichgeschlechtlicher Vorlieben nicht ausgeschlossen Spielgruppen rein bestehend aus Jungs oder Mädels sind jederzeit möglich. Abschließend sei gesagt: wer sich über den vorherigen Satz aufgeregt hat, möge sich unter einer Picknickdecke ins Knie... küssen.


Bildergalerie der Version 1.0 (RC, Build 3)

Menoshy Logo
Menoshy - Startbildschirm

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Menoshy - Gruppe anlegen, Namen eingeben

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Menoshy - verweigerte Aufgabe mit Straf-Frage

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Menoshy - Rein weibliche Gruppe

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Menoshy - Rein männliche Gruppe

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